Buch

Analyzing Black Metal (Sammelband)

Sarah Chaker, Jakob Schermann, Nikolaus Urbanek (Hg.) Analyzing Black Metal Transdisziplinäre Annäherungen an ein düsteres Phänomen der Musikkultur transcript

Analyzing Black Metal (Sammelband)

Sarah Chaker, Jakob Schermann, Nikolaus Urbanek (Hg.)

Analyzing Black Metal

Transdisziplinäre Annäherungen an ein düsteres Phänomen der Musikkultur

transcript Verlag Bielefeld, 2018, 180 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb.
ISBN 978-3-8376-3687-1

Preis: ab 21,99 (E-Book), 24,99 (Print)

 

Der vorliegende Sammelband enthält neben einer ausführlichen Einleitung sieben Beiträge zum Thema Black Metal. Dieser wird dabei nicht als eine rein musikalische Spielart des Heavy Metal verstanden, sondern als „Musikform, als Medium, als Lebensstil, als soziales System, als Subkultur, als Szene, als kulturelle Praxis, als Markt, als Ideologie oder Diskurs (S.15). Die Autor*innen nähern sich dabei dem Phänomen Black Metal aus unterschiedlichen Blickwinkeln. So wird etwa aufgezeigt, wie allgemeine künstlerische Phänomene vom Black Metal genutzt werden können (Heesch/Kopanski). In einem weiteren Beitrag werden die im Black Metal beobachtbaren Stereotype von Männlichkeit analysiert und anhand dieser beleuchtet, dass im Black Metal die Praxis stetiger Wiederholung kein Beharren im Gestern bedeutet, sondern gerade für eine immerwährende Erneuerung essenziell ist (Grünwald). Selbstverständlich findet sich auch eine – sehr akribische und dezidierte – Darstellung der Verquickungen des Black Metal mit Religion und ihren Codes (Höpflinger). In insgesamt vier Beiträgen schließlich stehen musikalische Konzepte und musiktheoretische Deutungen im Fokus: die „kreative Weiterverarbeitung“ (S.104) bestehender Musik (Schermann), die Schaffung des Genres Black Metal als Abgrenzung zum Death Metal durch bestimmte Alleinstellungsmerkmale (Walch), der Nachweis, dass sich der Black Metal im Gegensatz zum behaupteten Chaos in kompositorischer Hinsicht weitgehend auf der Basis „ordentlicher“ (S.149) Songstrukturen bewegt (Elflein), sowie der Beleg, dass Black Metal auch völlig losgelöst von dem vom Erschaffer ursprünglich geplanten Kontext und Songtext eigene Erlebnishorizonte und ästhetische Reize auslösen kann (von Appen).

Alle Beiträge folgen in ihrem innerem und äußeren Aufbau wissenschaftlichen Standards (Darstellung der wissenschaftlichen Methodik, Gliederung, Textaufbau, Vokabular, Fußnoten, Quellenverzeichnis). Dies wird manche Leser*innen (so wie mich auch) besonders in den detaillierten und tiefgründigen musiktheoretischen Erörterungen in einigen Momenten an ihre Grenzen führen. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen, denn die Autoren machen dies mehr als wett mit unglaublich vielen, auch visuell gut präsentierten und jederzeit nachvollzieh- und verstehbaren Beispielen. Dies macht es wunderbar einfach, den Gedanken der Autoren jederzeit zu folgen. Der Untertitel ist hier wörtlich zu verstehen, denn alle Beiträge liefern Anregungen und fordern die Leser regelrecht dazu auf, sich anhand der Quellenverzeichnisse weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Fazit: Der vorliegende Sammelband ist für wissenschaftliche Gebildete wie für Laien und Fans äußerst interessant und empfehlenswert. Alle Autoren nähern sich dem Thema zudem mit dem größtem Respekt an. Ich kann „Analyzing Black Metal“ allen Menschen mit einem tieferen Interesse am Black Metal nur wärmstens an ihr dunkles Herz legen!